Auf die Frage, wie viele Titel seine Schützlinge insgesamt errungen haben, meint Can Yeniley nur: „viele“! Dass er keine genaue Zahl weiß, ist Beweis für seine Bescheidenheit und seine Zielsetzung: Das Wichtigste ist ihm die Entwicklung eines Jugendlichen und nicht der frühe Erfolg.
Als Can 1981 aus der Türkei nach Österreich kam, war er zwar selber bereits ein guter Tennisspieler, seine eigentliche Sportart war aber Basketball. Darin war er als Spieler bei Grazer Vereinen zunächst ebenso erfolgreich wie als Trainer, ehe er 1999 in der Tennisschule Hannes Zischka startete, vor allem im Kinder- und Jugendtennis. Can erwartete dabei ein sehr günstiges Umfeld, denn die damalige Jugendarbeit der Zischka-Jugendakademie war vorbildlich: Unzählige spätere ausgezeichnete Spielerinnen und Spieler erhielten hier ihre Ausbildung. Erwähnt seien unter anderen Andi Fasching, Georg Hubich, Hubert Suppan, Kathi Kovac, Lukas Weinhandl, Andi Leber, Mathias Hirschmann oder Thomas Häusler.
Can bewies sofort, dass ihm die Schuhe eines Günter Grimberg, Ovidiu Dragomir oder Bernd Naprudnik nicht zu groß waren und knüpfte sehr bald an deren Erfolge an. Geduld, Umsicht, Einfühlungsvermögen und die gute Kommunikation mit den Eltern befähigten ihn ganz besonders.
Das wohl Bemerkenswerteste und Außergewöhnlichste an Cans Leistung ist die Tatsache, dass er nicht – wie so oft innerhalb der Branche praktiziert – Talente „abstaubt“, sondern dass er Kinder vom Anfängerstadium an über längere Zeiträume betreut und an ihr Potenzial heranführt. „Es ist nicht wichtig, welche Ergebnisse bis zu einem Alter von ca. 14 Jahren da sind“, umreißt der 59-jährige sein Credo, sondern „dass die Entwicklung im Vordergrund steht“. Dabei meint Can vor allem das technische Rüstzeug. Wobei es aber kein Dogma gibt, sondern viel davon abhänge, welcher Spielertyp das Kind sei, welche Athletik es habe, vor allem wie groß Ehrgeiz und Wille seien.
Das derzeit hoffnungsvollste Talent, das Can betreut, ist Sebastian Sorger, der erst kürzlich einen weiteren Jugendstaatsmeistertitel errang. Dessen großer Rivale ist Jan Kobierski, der ebenfalls jahrelang bei Can trainierte.
Schon etwas weiter ist Filip Misolic, der ab seinem 5. Lebensjahr mehrere Jahre bei Can trainierte und der im März sein erstes Herren-ITF-Turnier gewinnen konnte.
Für Can spricht, dass ihm aber nicht nur jene wichtig sind, die besonders erfolgreich wurden, neben den bereits Erwähnten unter anderen Elena Griesser, Alexandra Michelitsch, Leonid Parchomovskij oder Simon Kordasch: „Es ist schön, dass viele darüber hinaus auch bereits selber als Trainer arbeiten können“, wie Stefan Grafeneder, Martin Dusleag, Lukas Beichler oder Sebastian Preinig.
Das letzte Jahr war auch für Can nicht einfach. Die Tatsache, dass er aufgrund der Spitzensport-regelung mit Sebastian Sorger auch indoor trainieren konnte, war hilfreich, dennoch sehnt sich Can nach Normalität: Etwa 50 Kinder sind bei Can im Training auf der Anlage des TC LUV in Graz. Weitere circa 70 Kinder werden von ihm in einigen weiteren steirischen Vereinen betreut, dabei toll unterstützt von seinen beiden Söhnen Adrian und Tobias.
Darüber hinaus leitet Can immer wieder Zischka-Camps in Istrien und bietet seit vielen Jahren auch ein erfolgreiches Breitensport-Programm für Erwachsene in Graz an, vor allem den legendären „Ladies Morning“, ein spezielles Trainings- und Spielprogramm für Damen.
Diese Breite in der Arbeit erlaubt Can ein stets unabhängiges Urteil über einen Schützling und eine souveräne Haltung gegenüber oft falsch ehrgeizigen Eltern. Dieses Nicht-Angewiesensein auf einen bestimmten kurzfristigen Titel oder auf Zuwendung in Form zusätzlichen, vielleicht überflüssigen Trainings erlauben Can, auch in Zukunft immer nur im Sinne des Jugendlichen zu arbeiten und nicht im eigenen Interesse. Noch wichtiger als dies sollte für Eltern die Gewissheit sein, dass ihr Kind bei Trainer-Sir Can nicht nur fachlich, sondern vor allem auch menschlich in besten Händen ist.
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